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Nearshoring und Offshoring im IT-Bereich

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In dieser Episode von IT Leadership Insights, erörtern Jarosław Granat und Ross Morrell die Unterschiede zwischen der Nearshore- und Offshore Software-Entwicklung.

Aus dieser Episode geht hervor, dass sich die beiden allgemeinen Arten des IT Outsourcing – das Nearshoring und Offshoring – mehr voneinander unterscheiden, als zunächst gedacht. Sie werden auch herausfinden, welcher Ansatz sich am besten für Ihre Art des Unternehmens eignet und werden mehr über Polen als Softwareentwicklungsland erfahren.

Unsere Gäste:

Ross Morell hat 40 Jahre im IT-Vertrieb bis auf Direktorenebene für internationale Unternehmen, die IT- und BPO-Dienstleistungen anbieten, gearbeitet. Zu seinem Kundenkreis gehörten große Banken und Versicherungen, aber seine letzte Funktion beinhaltete die Leitung sehr großer öffentlicher Outsourcingaufträge. Obwohl Ross in Großbritannien lebt, war er verschiedene Male auch in Europa, dem Nahen Osten und Nordamerika angesiedelt und dort für verschiedene Projekte verantwortlich. So umfasst seine Erfahrung viele unterschiedliche Marktanforderungen. Durch seine langjährige Zusammenarbeit mit großen Unternehmen hat sich Ross auf verschiedene Verbände in Bezug auf das Angebot von Beratung und praktischer Unterstützung an IT-Unternehmen, die vor allem den SME-Bereich bedienten, ausgerichtet.

Jaroslaw Granat ist Future Processing’s Head of Client Engagement, der sich für die Gewährleistung des höchsten Serviceniveaus für die Kunden des Unternehmens einsetzt. Er hat Computerwissenschaften und Wirtschaftspsychologie studiert und arbeitet bereits seit 10 Jahren im IT-Bereich.

Das Transkript der Episode

Jaroslaw Granat (JG): Hallo und herzlich willkommen zu IT Leadership Insights von Future Processing. Mein Name ist Jaroslaw Granat, und heute ist unser Gast Ross Morrell, Director of Target Services, eine Unternehmensberatung aus Großbritannien. Hallo Ross, und danke, dass Sie gekommen sind.

Ross Morell (RM): Hallo Jarek und danke, dass Sie mich eingeladen haben.

JG: Ross, in der heutigen Episode geht es um IT-Outsourcing und wie sich die zwei Haupttypen, Nearshoring und Offshoring, unterscheiden. Aber bevor wir in dieses Thema springen, könnten Sie uns bitte ein wenig über sich selbst erzählen, weil Sie eine unglaubliche Erfolgsgeschichte haben und Hintergrundwissen, also wäre das toll zu hören.

RM: Nun, danke für das Lob, Jarek. Ja, also in den letzten fünf Jahren habe ich mit einer Reihe von Kollegen zusammengearbeitet, die unsere komplementären Erfahrungen nutzen, um Beratungsleistungen für meist kleine und mittlere Unternehmen zu erbringen, aber vorher habe ich über 40 Jahre in der Mainstream-IT-Branche verbracht, wo ich für große IT-Anbieter gearbeitet habe, wie z.B. Unisys, HP, Sopra Steria, und zuletzt bei Atos war ich Direktor für Finanzdienstleistungen in Großbritannien. Also denke ich, dass meine Haupterfahrungen mit Outsourcing überwiegend aus der Finanzdienstleistungsbranche stammen. Ich habe an Projekten für sehr große Kunden gearbeitet, wie HSBC, NS&I, Barclays zum Beispiel.

JG: In Ordnung, danke für die Einführung, Ross. Ross, um die Konkurrenz hinter sich zu lassen, um die Bedürfnisse des Unternehmens zu erfüllen und um Einfluss auf den Markt zu haben, müssen heutige Unternehmen mehr Technologie nutzen als jemals zuvor, aber Softwareentwicklung erfordert Softwareentwickler, die auf dem Markt immer schwieriger zu finden sind, besonders in Großbritannien. Wie sieht die Situation in Großbritannien denn genau aus, aus Ihrer Sicht?

RM: Ich spreche anekdotenhaft aus meiner eigenen Erfahrung, und ich habe eine Reihe von Kunden, die mir sagen dass sie immer schwieriger zu finden sind, nicht irgendwelche, sondern echt gute Softwareentwickler. Ich habe kürzlich mit einem Personalvermittler gesprochen, der vorschlug, dass es ca. 40 % sind, was eine riesige Zahl ist in Großbritannien, also Stellenangebote für Softwareentwicklung, die entweder gar nicht oder nur schwer zu besetzen sind, was eine ziemlich beängstigende Zahl ist. Wenn man sich die veröffentlichte Forschung ansieht, sieht man Berichte von der EU-Kommission, die aufzeigen, dass es, glaube ich, eine halbe Million ist, an ICT-Profis, es wird also eine Lücke von etwa einer halben Million bis zum Jahr 2020 geben, und das ist eine riesige Zahl. Und das ist leider nicht einmal gleichmäßig über ganz Westeuropa verteilt. Wissen Sie, es gibt Teile, sogar innerhalb von Ländern, wie im Vereinigten Königreich, wo bestimmte Gebiete, eine riesige Populationsfähigkeit aufweisen im Bezug auf Softwareentwicklung. In anderen Bereichen ist es schwierig, Menschen zu finden.

JG: Um also auf diesen IT-Talentmangel zu reagieren, müssen Unternehmen etwas tun, und ein Teil von ihnen entscheidet sich für ein Outsourcing, und tatsächlich gibt es zwei Haupttypen von Outsourcing. Nearshoring und Offshoring. Könnten Sie uns bitte diese Begriffe erklären?

RM: Ja klar, das kann ich. Und vielleicht sollte ich beginnen, Folgendes zu sagen, Sie wissen schon, der Grund, warum die Leute überhaupt outsourcen wollen, ist, dass dieser Mangel durch eine Reihe von systemischen Gründen entsteht, gegen die sie offen gesagt sehr wenig tun können. Z.B. im Vereinigten Königreich auf der Angebotsseite sind die Universitäten nicht wirklich – Sie wissen schon, die Abschlüsse, die sie bekommen, bringen nicht die Art von Absolventen, die meine Kunden typischerweise suchen. Und wenn Sie darüber nachdenken, was die Nachfrage nach Outsourcing antreibt, liegt das am digitalen Zeitalter, wo jeder das Gefühl hat, dass er verbunden sein muss, wo jeder auf sein Smartphone schaut, wo Unternehmen, nur um wettbewerbsfähig zu sein, oder auch nur um zu überleben, ein Teil dieses digitalen Zeitalters sein müssen. Daher wenden sich die Menschen zunehmend dem Outsourcing zu, und um Ihre Frage zu Nearshore und Offshore zu beantworten, aus britischer Sicht, ist das dann ganz einfach: Der Unterschied zwischen Nearshore und Offshore wird durch mehrere Faktoren definiert. Der wichtigste ist die Entfernung. Wenn man sich also ein Offshore-Land ansieht, wie z.B. Indien, sucht man hier irgendwo im Bereich von neun Flugstunden, Zeitunterschiede, etwa fünfeinhalb Stunden und kulturell anders, und dann natürlich der letzte Bereich, der ihre Sprachkenntnisse miteinbezieht, typischerweise Englisch für den Geschäftskunden. Was die Menschen jetzt also zunehmend wollen, ist Nearshore, was viel naheliegender ist. Wenn Sie also ein Nearshore-Land nehmen, das wäre so etwas wie Polen, wo Sie hier auf Flüge von vielleicht zwei Stunden warten, betrachten Sie Zeitunterschiede von derzeit einer Stunde, und kulturell alles sehr ähnlich dem Rest Westeuropas. Und es gibt extrem hohe Sprachkenntnisse, also Englischkenntnisse.

JG: Aber von dem, was ich höre, sieht es für mich so aus, als ob die Arbeit in einem Offshore-Modell mit weit entfernten Ländern sich als überaus schwierig erweist, aber gleichzeitig auch viele Unternehmen, besonders große Unternehmen, es dennoch erfolgreich meistern, also wie kann es eigentlich funktionieren?

RM: Im Offshore-Modell?

JG: Ja.

RM: Nun, meine Erfahrung mit dem Offshore-Modell war, wie ich schon sagte, bei großen Unternehmen, und um ehrlich zu sein, Ländern wie Indien haben hart daran gearbeitet, sich zu skalieren, so dass sich große Unternehmen oft an Indien wenden, wegen des Umfangs, den Indien bieten kann – und in diesem Fall ist das für große Länder von Bedeutung, also auch für Großunternehmen.

JG: Mit “skalieren” meinen Sie 20 Personen oder Tausende?

RM: Nun ja, ich meine nicht 20 Leute. Ich denke, das ist in fast jedem Szenario machbar. Nein, ich meine Tausende von Menschen kommt dem schon nahe, aber Sie wissen schon, 500, 300, Sie wissen schon, so was in dem Bereich eben. Sie haben es mit großen IT-Abteilungen zu tun, die outgesourct werden müssen.

JG: Welche Arten von Unternehmen sollten sich also lieber auf ein Nearshoring-Modell konzentrieren, auf Suche nach Partnern in Mittel- und Mittelosteuropa aus der Sicht der britischen Unternehmen?

RM: Ich denke, dass wir bereits irgendwie angedeutet haben, was einige der Ursachen sind, warum Unternehmen sich Nearshore ansehen sollten, und das hat mit der Nähe zu tun. Wenn Sie sich die großen Unternehmen ansehen, die sich für diese Größenordnung entscheiden, spielt es keine Rolle, weil sie ihre eigenen Gründe haben werden, für die Notwendigkeit, diese Fähigkeit zu haben, und die kommt eben mit dem Territorium. Aber wenn man sich Unternehmen ansieht, die zum Beispiel nach Produktivität suchen, die kritische Projekte begleiten wollen, wo sie in der Nähe sein müssen, dann werden sie sich das Offshore-Modell ansehen. Sorry, das Nearshore-Modell.

JG: Ja, das Nearshore-Modell. Und ich weiß, dass Sie Erfahrung haben, auch mit dem polnischen IT-Nearshoringunternehmen zusammen. Was beeindruckt Sie an Polen und seinen Entwicklern am meisten?

RM: Nun, meine Erfahrung mit Polen hat begonnen, zurück in den späten 90er Jahren, Anfang 2000er Jahren, als ich in Warschau mit meinem Kunden Aviva gearbeitet habe. Und ich würde sagen, es ist eindeutig, dass die polnischen Entwickler äußerst kompetent waren, sehr gesellig in Bezug auf die Integrationsfähigkeit in die Teams, kulturell sehr ähnlich dem britischen Modell, und ich arbeitete eng mit polnischen Entwicklern zusammen, die über hohe Kompetenz in den agilen Methoden verfügen, die immer mehr an Bedeutung gewinnen, also ist das für viele Unternehmen von Bedeutung.

JG: In Ordnung. Danke, Ross, für das Gespräch, und für alle Informationen und dafür, dass Sie Ihr Wissen mit uns teilen.

RM: Ich danke Ihnen.

JG: Und vielen Dank an die Zuschauer für das Ansehen dieser Episode von IT Leadership Insights. von Future Processing und wie immer, wenn es Ihnen gefallen hat, dann empfehlen Sie uns Ihren Freunden und Kollegen und lassen Sie es uns wissen, wenn es etwas gibt, über das wir in den nächsten Episoden sprechen sollen. Nochmals vielen Dank. Bis zum nächsten Mal.