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Outsourcing-Verträge: Arten und Mythen

Lesezeit: 7 min

Viele Unternehmen, die zum ersten Mal ein Outsourcing in Betracht ziehen, machen sich Gedanken über die rechtlichen Aspekte des Vertrags. Kein Wunder – viele langfristige internationale Vereinbarungen können so verworren sein, dass selbst Anwälte schlaflose Nächte haben. Wenn Sie jedoch die Grundlagen erlernen und einen erfahrenen, namhaften Partner wählen, können die Rechtsdokumente für alle transparent und verständlich werden und vor allem Ihre Interessen schützen.

Nachstehend finden Sie einen kurzen Überblick über die 4 beliebtesten Arten von Outsourcing-Verträgen und eine Liste von vertragsbezogenen, entlarvten Mythen. Welche Art von Vertrag am besten für Sie geeignet ist, hängt von der spezifischen Art Ihres Projekts und Ihren eigenen Präferenzen ab (allerdings wird nicht jedes Softwareunternehmen so viele Optionen zur Auswahl haben).

4 Arten von Outsourcing-Verträgen

1. Time & Materials-Vertrag (T&M)

Gemäß dem T&M-Vertrag werden dem Kunden, wie der Name schon sagt, die Arbeitsstunden des Teams und die verwendeten Materialien in Rechnung gestellt. Der Kunde wird vor der Zusammenarbeit über den Stundensatz jedes Teammitglieds sowie über die Kosten für einige Materialien (wie Softwarelizenzen oder Hosting-Dienste) informiert. Letzteres kann sich im Laufe des Projekts ändern, da sich die Anforderungen oder Geschäftsbedürfnisse verändern können.

Die Verwendung derartiger Verträge bringt einige große Vorteile mit sich:

  • Sie sind flexibel, skalierbar und stehen im Einklang mit der agilen Methodik der Software-Entwicklung.
  • Der Kunde hat die volle Kontrolle über die Entscheidung, welche Funktion er entwickeln möchte und welche Prioritäten im Projekt gesetzt werden sollen.
  • Es sind keine detaillierten Spezifikationen im Vorfeld erforderlich – die Projektanforderungen werden vor jedem Sprint diskutiert.

Wenn jedoch die endgültigen Kosten und Termine nicht zu Beginn festgelegt werden, kann dies für den Kunden einige Risiken bergen. Deshalb muss das Projekt sehr gut verwaltet werden. Der T&M-Vertrag funktioniert am besten bei kurzfristigen Projekten sowie bei Projekten, deren Umfang nicht so einfach frühzeitig definiert werden kann.

2. Festpreisvertrag

Dabei handelt es sich einen Vertrag, bei dem der Preis zu Beginn der Zusammenarbeit auf der Grundlage ausführlicher Softwarespezifikationen, die entweder vom Kunden oder gemeinsam vom Kunden und dem IT-Partner bereitgestellt werden. Wenn der Geltungsbereich genau definiert ist, liegt das Risiko etwaiger Mehrkosten oder der Nichtlieferung des Produkts beim Lieferanten. Der Festpreisaspekt kann auch auf andere Weise angewandt werden, z. B. so, dass der Kunde für jede einzelne Iteration einen Festpreis bezahlt.

Die Vorteile des Festpreisvertrags sind unumstritten:

  • Die Fristen, der Umfang und das Budget des Projekts werden gleich zu Beginn festgelegt.
  • Es ist eine finanziell sichere Option für den Kunden.
  • Die Fehler werden während des Abnahmeverfahrens behoben. Dies kann aber auch durch den Wartungsvertrag abgedeckt werden.

Aber natürlich weisen derartige Verträge auch Schwachstellen auf. Da sie nur sehr wenig Flexibilität bieten und eine enorme Menge an konzeptioneller Arbeit beinhalten, die zu Beginn geleistet werden muss, kann die Entwicklungsphase nicht sofort beginnen.

3. Flexibler Vertrag

Der flexible Vertrag gilt für die Dynamical Systems Development Method (DSDM), die den gesamten Projektlebenszyklus abdeckt. Derartige Verträge liegen irgendwo zwischen T&M- und Festpreisverträgen. Obwohl die Methodik dahinter völlig agil ist, liegt hier der Fokus auf der Arbeit, die geleistet werden muss, bevor mit der Entwicklung begonnen werden kann. Dies umfasst, dass alle strategischen Ziele, Bedürfnisse und Anforderungen des Kunden gesammelt und im Detail besprochen werden, um die Art des Projekts vollständig zu verstehen. Dies kann später in der Entwicklungsphase sehr hilfreich sein.

Und dieser Ansatz bietet noch weitere Vorteile:

  • Rollen und Verantwortlichkeiten werden in den frühen Phasen der Zusammenarbeit klar definiert.
  • Das Sammeln von Anforderungen und die Durchführung detaillierter Analysen gehen Hand in Hand mit dem agilen Entwicklungsstil.
  • Die MoSCoW-Methode wird verwendet, um bei der Priorisierung von Aufgaben zu helfen [sie besteht aus 4 Priorisierungskategorien: Must-have (unbedingt erforderlich), Should-have (sollte umgesetzt werden), Could-have (kann umgesetzt werden), Won’t-have (wird diesmal nicht umgesetzt)]. Und nach den Best Practices für diese Methode sollten die Anforderungen in einem Verhältnis von 80 % erfüllt werden (60 % Must-haves und 20 % Could-haves).

Derartige Verträge sind super-flexibel und garantieren zudem eine hohe Lieferqualität bei gleichzeitiger Einhaltung der Kosten auf dem vereinbarten Niveau. Diese Methode erfordert jedoch häufig eine Änderung des Arbeitsstils sowie einige Entwickler- und Anwenderschulungen.

4. Pain Sharing-/Gain Sharing-Vertrag

Bei diesem Modell der Zusammenarbeit sind beide Parteien an der Festlegung der Zielkosten beteiligt. Sie sprechen auch über ihre gegenseitige Einstellung zu den Risiken des Entwicklungsprozesses. Wenn dann die tatsächlichen Entwicklungskosten die Zielvorgabe überschreiten, legt der Auftragnehmer die Kosten um. Und wenn sie sie unterschreiten, erhält er einen Bonus.

Derartige Verträge bieten einige Vorteile:

  • Sie funktionieren gut, wenn der Arbeitsumfang schwer zu definieren ist.
  • Dank des vom Anbieter eingerichteten Abrechnungssystems kann der Kunde die Projektkosten genau verfolgen.
  • Beide Seiten der Zusammenarbeit stimmen dem Baseline-Lieferzeitplan zu.

Da der Kunde jedoch nicht weiß, wie hoch die Gesamtkosten des Projekts sein werden, kann dies für ihn ein wenig riskant sein.

Outsourcing-Verträge: Arten und Mythen

5 Auftragsbezogene entlarvte Mythen

  1. Der Vertrag enthält versteckte Kosten.
    Auch wenn die Kosten je nach gewähltem Kooperationsmodell nicht auf Anhieb vollkommen klar sein können, wird sich der Kunde dieser Tatsache und der damit verbundenen potenziellen Risiken voll bewusst sein. Es wird ihm nichts verschwiegen werden.
  2. Das Risiko im Zusammenhang mit Währungsschwankungen ist zu hoch.
    Bei kurzfristigen Verträgen stellt dies kein Problem dar. Und in langfristigen Partnerschaften sollte es immer einen Mechanismus geben, der sowohl die Risiken als auch die Vorteile von Währungsschwankungen auf beide Seiten verteilt.
  3. Die Rechte an dem Code gehören dem Lieferanten.
    Nein. Es sollte direkt in der Vereinbarung festgehalten werden, die Rechte an dem erstellten Code vollständig auf den Kunden zu übertragen.
  4. Wenn der Outsourcing-Anbieter scheitert oder den Vertrag bricht, verliert der Kunde sein investiertes Geld, seine investierte Zeit und seinen investierten Aufwand.
    Nicht, wenn Sie einen zuverlässigen IT-Partner wählen. Zunächst können Sie die Vertragsdetails ausarbeiten, um sicherzustellen, dass Sie rechtlich abgesichert, falls die Anforderungen nicht erfüllt werden. Zweitens sollten Sie auch prüfen, ob der Anbieter eine Versicherung abgeschlossen hat, die Ihnen hilft, sich sicherer zu fühlen (wie eine Berufshaftpflicht- oder Cyber-Versicherung).
  5. Das Projekt (oder ein Teil davon) kann ohne Wissen und Zustimmung des Auftraggebers an eine Drittfirma weitervergeben werden.
    Nein, solange es eine entsprechende Klausel im Vertrag gibt, ist dies nicht möglich.

ZUSAMMENFASSUNG

Wenn Sie sich für ein modernes und zuverlässiges Softwareunternehmen als IT-Partner entscheiden, dann müssen Sie nicht nur zwischen den geläufigsten T&M- und Festpreisverträgen wählen. Ihr Partner wird viel flexibler bei seinem rechtlichen Lösungsansatz sein, insbesondere wenn eine langfristige Zusammenarbeit in Betracht gezogen wird. Sie brauchen sich auch keine Gedanken über die Komplexität und die Feinheiten des Vertrags zu machen, da die vereinbarten Bedingungen immer das Ergebnis gemeinsamer Diskussionen und Verhandlungen mithilfe von Rechtsexperten beider Parteien sind. Auf diese Weise können Sie und Ihr Partner während des gesamten Prozesses gleichberechtigt zusammenarbeiten.