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Nearshoring als Chance

Lesezeit: 5 min

Wie Sie Outsourcing/Nearshoring als Chance für Ihr Unternehmen effektiv nutzen, indem Sie Ihre Mitarbeiter aktiv einbeziehen.

Die Vorteile von Auslagerung von ganzen Firmenprozessen ins benachbarte mittel- und osteuropäische Ausland innerhalb der EU (Nearshoring) für Unternehmen aus den DACH-Ländern liegen auf der Hand. Die räumliche und zeitliche Nähe, die einheitliche Rechtslage, die barrierefreie Kommunikation auf Deutsch oder Englisch und das optimale Preisleistungsverhältnis bieten die perfekte Lösung für das IT-Outsourcing und es ist zu erwarten, dass dies der anhaltende Trend bleiben wird (1).

Nearshoring als optimale Outsourcing-Strategie

Nearshoring in das nahe Ausland innerhalb der EU bringt nur Vorteile. Die europäischen Spezialisten und hochqualifizierte Mitarbeiter teilen die gleiche Vorstellung von Professionalität, Pünktlichkeit und Arbeitsmethodik. Diese solide technisch-soziale Basis der Arbeitskultur fördert eine zwangslose Kommunikation in Echtzeit und führt Ihr gemeinsames Projekt zum nachhaltigen Erfolg.

Den Mitarbeitern die Angst nehmen

Oft wird jedoch berichtet, dass firmeneigene Mitarbeiter skeptisch gegenüber Outsourcing, insbesondere ins Ausland sind. Im Gegensatz zu dem Schlagwort Fusion war noch vor einem Jahrzehnt Outsourcing ein No-Wort, so sehr wurde der Begriff mit einer Abbruchstimmung assoziiert (2). Geprägt wurde das Bewusstsein vor allem durch zahlreiche Berichte über den lokalen Arbeitsplatzabbau im Bankbereich sowie in der IT-Branche, in denen tausende von Arbeitsplätzen ins Ausland verlagert wurden (3). Diese Situation ist jedoch absolut nicht mit der eines Unternehmens zu vergleichen, das sich entscheidet, sich auf seine Kernkompetenz zu konzentrieren und beispielsweise den IT-Bereich auslagert und diesen externen Profis anvertraut, um die Firma zu entlasten. Dies ist bereits seit Jahren ein ununterbrochener Trend, so dass inzwischen viele Unternehmer sich nicht mehr die Frage nach dem «Ob?», sondern danach, «Wohin?» stellen. Dass das Nearshoring die effektivste und sicherste Lösung ist, steht ausser Frage. Was jedoch nach wie vor eine grosse Rolle bei der Umsetzung der Firmenstrategie spielt, ist die Motivation der eigenen Mitarbeiter. Viele von ihnen teilen immer noch die Ur-Angst, sie würden den neuen organisatorischen Herausforderungen nicht standhalten und womöglich auch ersetzt werden. Dabei werden diese Sorgen selten offen artikuliert. Vielmehr werden oft die Qualität und Kommunikation als «objektive» Kriterien nur vorgeschoben (4). Einer Studie nach sind diese Argumente gegen Outsourcing/Nearshoring per se meist ganz offensichtlich haltlos und die tatsächliche Motivation die Angst vor dem Verlust der eigenen Arbeitsstelle.

Die Firmenstrategie muss für firmeneigene Mitarbeiter transparent sein

Wie kommt es eigentlich zu dem Missverhältnis, dass durch das Outsourcing/Nearshoring von Firmenprozessen das Unternehmen selbst entlastet und in seiner Wettbewerbsfähigkeit gestärkt wird und somit auch die internen Arbeitsplätze vor dem Abbau abgesichert werden, dieser Erfolg aber von den eigenen Mitarbeitern oft nicht erkannt und mitgetragen wird? Entscheidend ist hierbei wohl die interne Kommunikation und Transparenz. Laut Experten fehlt es sehr oft an notwendiger Zusammenarbeit zwischen dem Management und den einzelnen Firmenabteilungen sowie den betroffenen Mitarbeitern. Oft werden sie nicht nur in den Entscheidungsprozess nicht miteingezogen, vielmehr werden strategische Firmenentscheidungen ihnen nicht einmal mitgeteilt und erklärt. «Man hat uns lediglich mitgeteilt, dass die komplette Infrastruktur ausgelagert werde, und dass jeder Mitarbeiter das zu unterstützen habe!» – der US-Berater Garnter nutzte dieses Zitat in seiner Arbeit «Engage early to survive when your small entity becomes part of a big outsourcing deal», um zu veranschaulichen, dass einzelne Standorte und Firmenabteilungen von Anfang an in den Prozess einbezogen werden müssen. Nur dann kann das Management sich auf reelle Daten über die potentielle Auswirkung in den einzelnen Unternehmensbereichen stützen und die betrieblichen und geschäftlichen Anforderungen besser definieren. Die betroffenen Abteilungen und Mitarbeiter können dabei feststellen, in welchen Bereichen der Outsourcing/Nearshoring-Prozess ihnen Vorteile bringen wird und wie sie sich in das Auslagerungs-Projekt aktiv einbringen können (5).

Motivation durch Kommunikation

Es wird unterschätzt, dass überall dort, wo Kommunikation unentbehrlich ist, das aktive Miteinbeziehen der involvierten Mitarbeiter in die Prozesse unentbehrlich ist und dies gilt ebenfalls für den Outsourcing/Nearshoring-Prozess. Beratungsunternehmen weisen dabei daraufhin, dass auch dort, wo alle in das Projekt involvierten Mitarbeiter nicht in ihrer Muttersprache miteinander kommunizieren, es keineswegs zu gravierenden Missverständnissen kommen wird, denn es handelt sich um Profis, die ein genaues Ziel vor den Augen haben. Was sich dagegen tatsächlich negativ auf das Projekt auswirken kann, ist vielmehr die fehlende Kommunikation innerhalb des Unternehmens selbst, wodurch ganze Abteilungen ausgeschlossen und bei Firmenprozessen ausgelassen werden und ihre Mitarbeiter sich letztendlich daher auch durch das Outsourcing ausgegrenzt fühlen, was für Unbehagen bei den Beteiligten sorgt (6). Dem ist nur durch bewusstes Management entgegenzuwirken, das allen Mitarbeitern zumindest das Gefühl gibt, die Firmenstrategie zu kennen und ein Teil von ihr zu sein.

Nutzen Sie die räumliche Nähe der Nearshoring-Projekte

Nutzen Sie die räumliche Nähe des Nearshoring-Partners. Wann immer persönliche Besprechungen – ob wegen Schulungen, Projekttreffen oder Problemlösungen – notwendig sind, ist es auch eine gute Gelegenheit, dass Ihre Mitarbeiter ihre Partner aus dem grenznahen Ausland kennenlernen. Nicht nur bietet es Gelegenheit, persönliche Kontakte zu knüpfen und Vorurteile abzubauen. Vielen wird erst in einem Gespräch klarwerden, dass in der neuen Firmenstruktur nach der Auslagerung jeder seinen Platz und Aufgabe hat und die Mitarbeiter des Nearshoring-Partners im Ausland nicht als Konkurrenz, sondern als Kollegen zu betrachten sind.

 

(1) https://www.mckinsey.de/news/presse/2020-08-06-global-value-chains
(2) Isabelle Wrase, Mitarbeitermotivation im Outsourcing unter besonderer Berücksichtigung des Facility Managements, Springer Verlag 2010
(3) https://www.itreseller.ch/Artikel/19069/Die_grosse_Angst_vor_dem_Outsourcing.html
(4) https://www.computerwoche.de/a/agile-hui-offshoring-pfui,3548366
(5) https://www.cio.de/a/die-angst-vor-dem-outsourcing,3103899
(6)https://blubito.de/blog/warum-nearshore-outsourcing/